Growers Vintages

Im Spannungsfeld zwischen Alpen und Mittelmeer gelegen, ist die Südsteiermark eines der regenreichsten Weinbaugebiete Europas. Starke Niederschläge machen es in manchen Jahren unmöglich die steilen Weinberge zu befahren und fordern uns in der Handarbeit zu extremen Einsätzen. Es sind diese schwierigen, anspruchsvollen „Winzerjahrgänge“, die unser Team fordern und gleichzeitig zu Höchstleistungen motivieren.

Wer in der Südsteiermark alljährlich eine Weinkollektion veröffentlichen will, die das Prädikat „erstklassig“ verdient, braucht starke Nerven. Und ein tolles Team an motivierten MitarbeiterInnen. Über 1000 Millimeter Niederschlag pro Jahr sorgen für die saftige Säurestruktur und Eleganz unserer Weine, aber gefährden zugleich die Gesundheit der Trauben.

Im Sommer sind bis zu 20 Personen in unseren 27 Hektar Weinbergen beschäftigt. Die Traktorfahrer mähen in den trockenen Phasen zwischen den Niederschlägen das Gras in den Steilhängen und pflegen die Reben mit biologischem Pflanzenschutz. Das Team an HandarbeiterInnen verantwortet die individuelle Lauarbeit an den Reben. Die Trauben sollen in einer lockeren Laubwand wachsen, nach Regenfällen rasch abtrocknen und dennoch vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Je nach Lage, Seehöhe und Ausrichtung unserer Weingärten entfernen wir die Blätter per Hand aus dem Inneren der Laubwand und formieren die Triebe damit die Trauben perfekte Reife erlangen können.

Während die Reben gedeihen, wächst auch das Gras in den Zeilen. Bei den steilsten Weingärten ist die Mahd nur mit der Sense möglich. In Junganlagen bis zum Alter von drei Jahren lockern wir den Boden unter den Rebstöcken mit einer Haue. Händisch wird so das Gras entwurzelt, Stickstoff mobilisiert und das Wurzelwachstum der Jungreben gefördert.

Regen – Kälte – Frost

Auch im Herbst bei der Weinlese sind die Hände unser wichtigstes Werkzeug. Alle Trauben werden von Hand geerntet und direkt im Weinberg selektiert. In regenreichen Jahren mit herbstlichen Adria-Tiefs können die empfindlichen Weinbeeren aufplatzen und müssen umso sorgfälltiger aussortiert werden. Dafür braucht es erfahrene MitarbeiterInnen mit geschultem Blick und Liebe zum Detail.

Die genaue Auslesearbeit im Weingarten ermöglicht uns beim Wein machen auf Zusätze zu verzichten. Nach Maischestandzeiten und sanfter Pressung der Trauben vergären die Weine zu 100% spontan mit wilden Naturhefen aus den Weinbergen. Der Ausbau in unseren traditionellen großen Holzfässern und eine mehrmonatige Lagerung und Reifung auf der Hefe verleihen den Weinen Vielschichtigkeit, Tiefe und Charakter – auch in vermeintlich schwierigen Weinjahren.

& Freude

Kühle, schwierige Weinjahre haben es nicht leicht. Zumeist eilt ihnen der schlechte Ruf des kleinen Jahrgangs bereits voraus, noch bevor wir alle Trauben im Keller haben. So hat das medial verbreitete „Arschjahr“ 2010 die familieninterne Diskussion ausgelöst, ob der Welles Sauvignon Blanc 2010 überhaupt veröffentlicht werden kann, ohne vom Vorurteil des schwierigen Jahrgangs überschattet zu werden? Schließlich überzeugten damals der Wein und die Neugierde auf seine Entwicklung. Und er hat uns nicht enttäuscht. Denn gerade die vermeintlich kleinen Jahre motivieren uns zu Höchstleistungen und bringen oft die spannendsten Weine hervor.

2010
Der strenge Winter wurde von einem angenehm warmen Frühlingsbeginn abgelöst, dem aber bald nasse und kühle Monate folgten. Nach einer wechselhaften Blüte war die Freude über einen warmen Juli nur von kurzer Dauer, der August und September waren wieder von zahlreichen Regenfällen geprägt. Das Weinjahr war prädestiniert für einen frischen und schlanken Weintyp, wer allerdings bis Oktober wartete – und damit erhebliche Ernteeinbußen in Kauf nahm – konnte durchaus reifere Trauben mit dicht gebündelter Struktur und sehr spannender Aromatik ernten. Über 10 Jahre später zeigen sich die Weine nun sehr elegant und trinkfreudig, mit feiner Säure und überraschender Jugendlichkeit.

2014
Auch dieser Jahrgang hat uns viel abverlangt. Nach einer guten Blüte und einem kühlen Sommer waren die Weingärten von August bis Mitte September heftigen Regenfällen ausgesetzt. Wir entfernten in mühevoller Handarbeit aufgesprungene Beeren aus den Weingärten, damit die verbleibenden intakten Trauben länger am Rebstock reifen konnten. Dieser außergewöhnliche Arbeitseinsatz ermöglichte uns, mit der Weinlese bis Oktober zu warten und dann für jeden Weingarten individuell in zwei bis vier Lesedurchgängen gesunde und aromatische Trauben zu ernten. Eleganz und Finesse, lebendige Aromen mit überraschendem Nuancenreichtum und niedrige Alkoholwerte verleihen den Lagenweinen besondere Trinkfreude und machen sie jetzt zu idealen Speisebegleitern.

2016
Das wird uns als das forderndste Weinjahr des letzten Jahrzehnts in Erinnerung bleiben. Schneefall und Spätfröste Ende April reduzierten den Traubenertrag je nach Rebsorte um 70 – 80%. Die feuchtwarme Witterung im Sommer verlangte wiederum höchsten Einsatz unseres Teams, um die Reben durch sorgsame, biologische Pflege gesund zu halten. Die wenigen verbliebenen Trauben am Rebstock entwickelten sich dann hervorragend und wir konnten dank schöner Spätsommertage am 22. September mit der Weinlese beginnen. Die Weine sind rar, leben von Eleganz und kühl-vegetabilen Aromen bei zugleich spannender Säurestruktur.