Inside the Winery
Inmitten von Weinbergen gruppieren sich auf einer sanften Hügelkette historische und zeitgenössische Gebäude um ein monolithisches Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert. Tradition verbindet sich hier mit minimalistischer Architektur, die eine beeindruckend zeitlose Ruhe ausstrahlt.
Umgeben von Weinreben und Gärten, steht das historische Bauernhaus im Mittelpunkt des Ensembles. Nuss- und Kastanienbäume spenden Schatten – drei Holzterrassen im Grünen laden zum Verweilen ein und bieten freien Blick in die Landschaft. Ein geschwungener Weg führt zum Eingang des Bauernhauses, das Vinothek, Besucherbereich und Weinkeller verbindet.
Ergänzt wird es durch einen zeitgenössischen Wein- und Produktionskeller aus dem Jahr 2001 (Architekt Rolf Rauner). Zurückhaltend, mit Schlichtheit in der Kubatur, verschwindet er im darüber liegenden Weinhang. Die horizontale Linienführung und die an Rebholz erinnernde Patina der Lärchenverschalung setzt die Architektur mit der umliegenden Landschaft in Verbindung. Glasbänder folgen den vorgegebenen Achsen, fügen sich nahtlos in das Gebäude ein. Die Schlichtheit des Weinkellers lässt das Gutshaus umso präsenter wirken. Während sich Kellerräumlichkeiten Richtung Osten tief in den Hang der Hügelkette vergraben, öffnet sich das Weingut gegen Westen. Im Mittelpunkt des Kellers liegt der Verkaufs- und Verkostungsbereich. Hie erfolgte 2016 der jüngste Umbau, geplant von Katharinas Schwester, Ulrike Tinnacher.
Für die Architektin galt es das Credo der Weine – klar, elegant und zeitlos – in eine adäquate architektonische Sprache zu übersetzen. Bei der Verwendung der dominierenden Materialien Holz, Messing, Beton und Stein wurde sowohl auf deren Charakter als auch auf einen langlebigen Einsatz geachtet. Die Funktionalität und die Erfahrung der Besucherinnen und Besucher standen bei der gestalterischen Entwicklung im Mittelpunkt.
Betritt man das Gebäude fällt der Blick auf die lange Weintheke aus Ulmenholz. Hier wird der Fokus auf das Thema Wein gelegt. Durch gebündeltes Licht von oben wird die Aufmerksamkeit auf den Wein im Glas gelenkt. Das Rückgrat der Theke bildet ein schmaler, ebenso langer Weinkühler, der auch als Wasserstelle dient. Die petrolfarbene Wandfarbe entlang dieses Möbels wurde als Deckenuntersicht bis zur Theke fortgesetzt und bildet so einen beschützenden, atmosphärischen Raum für BesucherInnen.
Eine Regalwand aus U-förmigen Nusselementen, gefüllt mit Weinflaschen, zieht sich vom Verkostungsbereich in den anschließenden Magnumraum. In stimmiger Beleuchtung wird den dort gelagerten Großflaschen die entsprechende Wertigkeit zugesprochen. Deckenlampen hängen in unterschiedlichen Höhen entlang eines alten Pressbaumes mittig im Raum und lassen auf die Vielfalt der Großflaschen, von der Magnum bis zum Balthazar, schließen.
Folgt man der Achse des Verkostungsraumes in nördlicher Richtung, gelangt man über den ehemaligen Kellereingang in das Weinarchiv und über einen Verbindungsraum ins obere Geschoss. Dort wurde eine Rippe des Tonnengewölbes abgebrochen, um einer Treppe aus Stahl Platz zu geben. In der Decke verankert, hält sie Abstand zum Boden des Kellers und vermag als autonomes Objekt seinen Betrachter zu illusionieren.
Als verbindendes Element zieht sich ein hellgrauer Terrazzo mit geschliffenen, haselnussgroßen Flusssteinen durch die Kellerräumlichkeiten. Umfasst wird der Boden von einer feinen Messingschiene und einem Fries aus Eichenholz. Die Möbel aus massiver Nuss und Ulme zeigen die Wertschätzung gegenüber lokaler Handarbeit und bringen Eleganz und Feingefühl in die historischen Kellergemäuer.