Der Flamberg

Der Korallenkalkboden – vor 15 Millionen Jahren aus dem Urmeer entstanden – und das kühle Kleinklima verbinden sich auf der Ried Flamberg zu einem besonderen Terroir. Es prägt die mineralischen, vielschichtigen Weine nachhaltig und verleiht ihnen einen überaus einnehmenden, eigenwilligen Charakter.

Unsere nördlichste Weinbaulage liegt in St. Nikolai, einem kleinen Dorf im Weinbauort Kitzeck-Sausal in der Nähe von Graz. Hier geht es ruhig und beschaulich zu – Bauernhäuser schmiegen sich entlang der Dorfstraße, umliegend wächst Getreide auf sanften Hügeln. Weingärten sucht man auf den ersten Blick vergebens, erst wenn man das Ortszentrum hinter sich lässt und den Straßen ins Hinterland folgt, erspäht man die steilen Hänge. Die Reben wachsen hier auf den benachbarten Steillagen Flamberg und Oberburgstall. Unser Teil der Ried Flamberg umfasst 5,5 Hektar Weingärten, die mit bis zu 60% Neigung in südwestlicher Ausrichtung liegen.

KORALLEN KALK

UND ALPENWIND

Will man das besondere Terroir dieses Weinbergs verstehen, lohnt sich ein Blick zurück in seine geologische Vergangenheit. Vor 16 Millionen Jahren begann das Urmeer in weite Bereiche der Südsteiermark vorzudringen und reichte zur Zeit seiner größten Ausdehnung bis an die Alpen heran. In der offenen Meeresbucht mit aktiven Vulkanen, bildeten sich Korallen- und Kalkalgenriffe. Vor etwa 13 Millionen Jahren wurde die südsteirische Meeresbucht von den Weltmeeren abgetrennt und der Salzgehalt im verbleibenden Restmeer begann zu sinken. Meerestiere starben aus, sanken zu Boden und im immer flacher werdenden Meeresbecken entstanden kalkige Ablagerungen, die später verfestigt und zu Korallenkalk wurden.
Gräbt man heute in dem tiefgründigen, feinkörnigen Sandboden der Ried Flamberg findet man zahlreiche Zeugen dieser maritimen Vergangenheit: Versteinerte Muscheln, Austern und Schnecken.

Ein hoher Tongehalt, also ein sehr feines Gefüge, ist für Muschelkalkböden typisch, demgemäß werden die Reben gut mit Mineralien und Nährstoffen versorgt. Die Orientierung unseres Weinbergs Richtung Südwesten und seine exponierte Lage sorgen ab Mittag für warme Temperaturen und eine lange Besonnung. Nachts treffen alpine Luftströme der Koralpe direkt auf die Riede. Die Winde sorgen für Abkühlung und schaffen ein frisches Kleinklima, das besonders würzige, salzig-mineralische Aromen im Wein fördert.
Neben dem besonderen Boden und speziellen Kleinklima der Riede sind es vor allem die Reben, die entscheidenden Einfluss auf die Güte der Weine haben. Seit 1950 befindet sich die Ried Flamberg im Besitz der Familie und zwischen 1980 und 1985 pflanzten die Großeltern Erna und Josef Lackner die heutigen Sauvignon Blanc und Morillon Reben auf dem steilen Hang oberhalb ihres Hauses. Die alten Reben wurzeln tief und sind damit vor Trockenheit und starken Regengüssen gleichermaßen geschützt.

2007 haben wir die Weingärten auf Flamberg übernommen und seither pflegen wir die Rebstöcke sorgsam biologisch und mit einem hohen Maß an Handarbeit. Wir achten auf eine ausgeglichene Laubarbeit und sanfte Entblätterung im Inneren der Reben. Die Weinlese auf Flamberg erfolgt meist spät im September, in kühlen Jahren müssen wir bis Mitte Oktober zuwarten bevor wir die ersten Weintrauben einbringen können. Wir beginnen die Ernte stets mit den alten Reben des oberen Hanges, sie erreichen aufgrund ihrer exponierten Lage und den geringen Erträgen früher die ideale Reife. Die Erntemengen liegen hier in der Regel bei nur 25-30 hl/ha und die Trauben zeichnen sich durch eine optimale Geschmacksfülle bei gleichzeitig spannender Säurestruktur aus. Weiter unten am Fuße des Weinbergs ist es kühler, hier verbleiben die Trauben oft noch ein bis zwei Wochen länger bis zur Ernte.

Die Trauben aus Flamberg werden nach der Lese auf direktem Wege in unser Weingut in Gamlitz gebracht. Dort werden die Beeren eingemaischt und nach einer Standzeit von 18-24 Stunden schonend und langsam gepresst. Der Traubensaft läuft im natürlichen Gefälle in den Keller und wird anschließend spontan im großen Holzfässern vergoren. Naturbelassen reifen die Weine für mindestens 24 Monate auf der Feinhefe bis zu ihrer Abfüllung.

Die Weine aus der Ried Flamberg sind voller Eleganz, Frucht und Dichte aber durch ihre hohe Mineralität zeigt sich all dies in einer ungemein feinen Art. Die Morillons sind von fokussiertem Charakter mit burgundischer Eleganz. In der Nase und am Gaumen verbinden sich Aromen von Brioche, Mispeln, Kardamon und Anis mit salzig-mineralischen Noten. Die Sauvignon Blancs erinnern an Cassis, Artischocke, Safran, Oliven und Meeresspargel, auch hier hallen im Ausklang mineralische Noten lange nach. Der Kreis schließt sich, denn so wie der Korallenkalkboden der Ried Flamberg vor 15 Millionen Jahren aus dem Urmeer entstanden ist, erinnern auch ihre Weine an frische, salzige Meeresluft.